Warum sagt eigentlich gefühlt jeder, dass wir die Komfortzone verlassen sollen? Und wissen die da eigentlich, was sie sagen?

Ich drehe die Frage jetzt einfach mal um: Wieso verbringen wir so viel Zeit in dieser Komfortzone? Also dort, wo wir uns komfortabel fühlen? Du wirst mir vermutlich zustimmen, wenn ich sage: Das tun wir deshalb, weil es sich angenehm anfühlt. Zumindest auf eine ganz spezielle Art.

Denn nicht jeder hat eine „gemütliche“ Komfortzone. Dort kann es auch ganz schön rumpeln, z.B. wenn sie daraus besteht, dass wir lieber immer „Ja“ sagen, anstatt auch mal Grenzen zu setzen. Dann muss ich nämlich keine Angst davor haben, dass mich jemand nicht mehr mag, wenn er/sie ein „Nein“ von mir hört. Aber auf der anderen Seite ist das mit der Zeit gaaanz schön anstrengend. Schließlich kann ich mir in dieser Zone nicht erlauben, dass ich auch einfach mal keine Lust habe, die Wohnung aufzuräumen, weil morgen die Schwiegereltern kommen. Du verstehst sicher, was ich meine.

Aber auch diese einerseits recht ungemütlichen Komfortzonen haben EINEN entscheidenden Vorteil: Wir müssen uns nicht mit neuen Erfahrungen herumschlagen. Dort kennen wir uns zumindest aus und wissen genau, was auf uns zukommt. Wir wissen, dass wir uns gestresst fühlen werden. ABER wir wissen nicht, was passieren würde, wenn wir uns tatsächlich mal aus dem Bannkreis herauswagen würden. Was, wenn unsere Schwiegermama uns für eine schlechte Mutter und Hausfrau halten würde, wenn sie sehen würde, dass in der Besteckschublade Krümel rumliegen und der Kühlschrank jedes Mal und ungefragt einen angefangen Joghurtbecher ausspuckt, wenn man die Tür öffnet? Ui, das fühlt sich ganz schön ungemütlich an! Unbekannt, beängstigend, verunsichernd.

Und schwubs, sind wir beim Grund, weshalb wir so gerne in der bekannten und scheinbar so sicheren Zone bleiben, in der wir uns so gut auskennen. Trotz all des Stresses.

Es geht um das Gefühl von Sicherheit. Unsicherheit ist neben der Scham eines der unliebsamsten Gefühle für uns Menschen. Das liegt daran, dass unser Gehirn über Jahrtausende so geprägt wurde. Unsere Spezies hat es bis in dieses Jahrtausend geschafft, weil uns unser Gehirn bei Angst und Unsicherheit warnt. Es warnt uns vor möglicher Gefahr und löst folgende Handlungsvorschläge aus: „Abhauen! Sofort!“,  „Stell dich tot! Nicht atmen, nicht bewegen, tot!“ oder „Hau drauf, aber feste!“

Übrigens sind das Instinkte! Du kannst sie also nicht mit deinem rationalen Verstand beeinflussen. Einmal ausgelöst, werden sie erst einmal abgespult. Erst im Nachhinein können wir wieder bewusst darüber nachdenken, was wir gerade getan haben und weshalb. Sei also gnädig mit dir, falls du eine dieser Überlebensstrategien bei dir kennen solltest.

Jetzt wissen wir also, weshalb wir es in der Komfortzone ein ganzes Leben lang aushalten können, auch wenn sich das nicht immer „gemütlich“ anfühlt. Weil unser Gehirn will, dass wir überleben. Und weil es bei Unbekanntem erst einmal den Alarm auslöst: „Vorsicht, neu! Das kennen wir noch nicht! Vorsichtige Annäherung erbeten. Prüfe auf mögliche Gefahr!“ Und in diesem Zustand fühlen wir Unsicherheit und Angst. Und weil diese Gefühle so unangenehme Körperreaktionen hervorrufen, mögen wir diese Gefühle ganz und gar nicht.

Oder kennst du das nicht, dass deine Blase vor lauter Angst plötzlich undicht wird oder du dich mit deinem Angstschiss auf dem Klo verbarrikadierst. Oder diese unsäglichen Schweißflecken unter den Armen, die nicht nur müffeln, sondern einfach jedes Kleidungsstück infiltrieren, egal welches Material oder Farbe? Ich erinnere mich auch an das Gefühl von Kleber in meinem Mund, wenn ich einen Vortrag halten sollte und an kalte Hände, die im Stakkatotakt meine Unterlagen vibrieren lassen.

Puh, ich kann’s wieder fühlen. Du auch? Das ist der Grund, weshalb wir uns sehr gut eingerichtet haben, in unserer kleinen komfortablen Lebenszone. Und es ist der Grund, weshalb wir sie sie so ungern wieder verlassen: Schiss, that’s it!

Warum zum Teufel sollten wir also das Unbekannte erforschen? Und wie zur Hölle soll das denn gehen, ohne dabei die Angst des Todes durchzustehen? Glaub mir, ich höre dich!

Ehrliche Antwort? Musst du gar nicht. Du darfst wählen. Ganz eigenständig. Du darfst bleiben, wo auch immer du bist. Und noch eine ehrliche Antwort, also ehrlicher geht es eigentlich nicht: Es geht gar nicht ohne Angst! Ich habe keine „magic“ Formel für das Auslöschen von Angst. Und ich hoffe inständig, dass es das auch gar nicht gibt. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich mag dich dazu zu einem Gedankenexperiment einladen. Stell dir vor, wie dein Leben in 10 Jahren aussieht, wenn du alles so lässt, wie es gerade ist. Wenn du weiterhin versuchst, den Menschen in deiner Umgebung zu gefallen, du die fehlenden Gehaltserhöhungen nicht ansprichst, du dich weiter davor drückst, mit fremden Leuten auf einer Party zu sprechen, du deine Weltreise weiterhin aufschiebst…Stell dir vor, wie dein heutiges ICH in 10 Jahren sein wird, wenn du nichts veränderst. Wie wird sie sich fühlen? Was wird sie tun? Spürst du, was ich meine?

Das Unbekannte hat da einen entscheidenden Vorteil: Es lässt uns wachsen. Was ich damit meine? Dadurch, dass du Situationen durchstehst, in denen du dich unsicher und verängstigt fühlst, lernst du, wie du mit einem heißen roten Kopf, Hitzewallungen, unruhigen Beinen, Nebelschwaden im Gehirn und heiserer Stimme umgehen kannst.

Du lernst, wie du MIT deiner Angst gehen kannst, ohne dich von ihr aufhalten zu lassen. Und du bringst dabei deinem Gehirn bei, dass eine möglicherweise pikkierte Schwiegermama nicht dazu führt, dass du deinen Lebensatem aushauchst.

Wenn du also die Nase voll hast von deinen Flucht-Instinkten, weil du gerne endlich auch mal jemandem die Meinung geigen willst, weil du gerne einen neuen Job hättest, weil du gerne einigen Mamas in der Kita zeigen willst, dass Kinder auch in weniger schicken Klamotten happy sein können oder du „Nein“ zu einer unbliebsamen Familienfeier sagen würdest, dann hab ich hier einen Vorschlag für dich!

Komm in meine Challenge-Woche „Pimp your Confidence“! Dort bringe ich dir genau das bei: Wie du es schaffen kannst, deine Angst zu überwinden und das Gefühl von Sicherheit in dir selbst zu stärken. Nicht immer, aber eben immer öfters. Damit du freier wirst in deinen Entscheidungen, dich mehr nach dir selbst richten kannst: nach dem, was du wirklich willst. Und glaube mir, ich habe es getestet, viele, viele Male. Die Freiheit, die du dadurch in dir erreichst, ist sooo viel mehr wert, als die Abwesenheit von Unsicherheit!